Logo FORCRE8TIVES
Logo FORCRE8TIVES

Visuelle Kommunikation im Zeitalter von KI

14. November 2023
Lesezeit: 3 Minuten

Wie ändern sich Bildsprache und visuelle Trends? Ist KI ein Risiko für die Kreativen oder kann es auch eine Chance sein? Das sind grundlegende Fragen, mit denen sich alle auseinandersetzen müssen, die in irgendeiner Weise in der visuellen Kommunikation tätig sind.  Nur wer neue Trends rechtzeitig erkennt und auf sie reagiert, bleibt wettbewerbsfähig. Denn der erste Eindruck zählt nicht nur, er kann auch entscheidend sein, wenn es darum geht die Gunst der Kunden zu gewinnen.

Trend zur Authentizität

Reden wir also einmal mit Hassan Mülhaupt, der mit seiner in München ansässigen Gestaltungsagentur „Lichtung“ seinen Kunden zum perfekten Auftritt verhilft. Der gelernte Grafiker weiß aus jahrzehntelanger Erfahrung, worauf es bei der effizienten Kundenansprache ankommt und wie sich die visuellen Wahrnehmungsgewohnheiten ändern.

Hassan Mülhaupt
Hassan Mülhaupt, Geschäftsführer der Lichtung

Voraussetzung dafür ist eine fundierte Kenntnis der Entwicklungen in der Werbebranche. Hassan Mülhaupt hat beobachtet: „Der Trend geht generell verstärkt in Richtung Authentizität. Denn nur Fotos, die natürlich und glaubwürdig rüberkommen, werden in der Bilderflut wahrgenommen.“ Hassan sieht das auch als eine Reaktion auf das teilweise übertrieben geschönte Menschenbild in der Mikrostockbranche.

Gefragt sind also nicht mehr so sehr Hochglanzmodels mit Gardemaßen und Filmstar-Aussehen, sondern eher Menschen wie Du und Ich. Denn mit ihnen kann sich der Betrachter identifizieren. Eine Veränderung, die dem entspricht, sieht Hassan auch in der Bildsprache: „Früher wirkten viele Motive gestellt. Inzwischen setzt man mehr auf kleine Szenen. Es sind mehr so kurze Momentaufnahmen, die so wirken, als ob der Fotograf ganz zufällig dabei war.“ 

Es sind also diese besonderen „Augen-Blicke“, mit denen man auffällt und Interesse weckt. Es geht darum, dem Betrachter das Gefühl zu geben, dass er quasi ganz nah dabei ist, wenn hier der berühmte Funke überspringt.  „Mit solchen emotionalen Bildern – eher mit zwei, drei Leuten oder höchstens einer kleineren Gruppe von authentischen Models – weckt man eindeutig mehr Aufmerksamkeit als mit einem gestellten 08/15-Foto“, weiß Hassan Mülhaupt.

Blendax-Lächeln nicht totzukriegen

Das heißt nun aber beileibe nicht, dass sie ausgestorben wären, die dauergrinsenden Typen mit Seitenscheitel und Blendax-Lächeln, die sich demonstrativ die Hände schütteln – um nur eines der vielen klassischen Motive zu nennen, mit denen auch große Firmen, etwa in der Versicherungsbranche, immer noch um das Vertrauen ihrer Kunden buhlen. „Denn das Problem ist, dass vielen Kunden ein wirklich gutes Bild nicht viel wert ist“, so die Erfahrung von Hassan Mülhaupt. 

Doch hier zu sparen und eher zweitklassiges Bildmaterial einzukaufen, bedeutet am falschen Ende zu sparen, nämlich bei der Glaubwürdigkeit des eigenen Auftritts. Denn auch mittelmäßige Bilder haben ihre Daseinsberechtigung – und zwar in erster Linie als Kontrast für gute: „Im Vergleich merkt man dann eben, dass authentisch wirkende Qualitätsbilder von Profis wirklich ,unique‘ sind“, sagt Hassan Mülhaupt.

Ältere Frau am Vogelkäfig


Chancen durch KI

Wenn man über den Unterschied zwischen authentisch und künstlich wirkenden Bildern spricht, muss man auch über KI reden. Hassan ist Realist genug, um die nicht zu leugnenden Risiken von KI für die Fotografen- und Stockfotobranche zu sehen. Aber er sieht genauso die Chancen für die Bildgestaltung; weniger bei der vollkommen KI-basierten Erstellung von Bildinhalten als bei  unterstützenden Funktionen, die KI den Gestaltern bieten kann: „Bei der Ergänzung von Motiven oder auch beim Retuschieren eines Bilds kann KI ein nützliches Tool sein, das einem die Arbeit leichter macht.“ 

KI generierte Bilder wirken oft elektronisch

Mit KI-Tools könne man zudem leichter auf spezielle Kundenwünsche reagieren, die sich aus dem Fundus an echten Bildern allein nicht oder nur teilweise bedienen lassen. Und sogar die stetig zunehmende Zahl an vollkommen KI-basierten Bildern sieht Hassan Mülhaupt durchaus auch als eine Chance für Fotografen und Anbieter von Qualitäts-Stockfotos: „So lange Menschen auf KI-Bildern weiter so ,elektronisch‘ wirken, werden gute, authentische Stockfotos mit lebendigen Models immer ihre Käufer finden“, ist Hassan sicher. 

Mit KI erstellt Bilder sehen auf den ersten Blick oft gut aus, wirken aber elektronisch

KI wird nicht mehr verschwinden, das ist klar. Es bleibt aber zu hoffen, dass sich der anfängliche Hype irgendwann legen wird; nicht zuletzt wegen urheberrechtlicher Probleme bei der Nutzung von KI-basierten Bildern, die ziemlich sicher irgendwann zu rechtlichen Einschränkungen führen dürften. Es wird also darum gehen, wie Hassan einen pragmatischen Blick auf die Dinge zu haben und zu entscheiden, wann und wo KI hilfreich sein kann – und wo nicht. 

Fazit

Letztlich ist KI nur eine Facette einer rasanten Entwicklung der digitalen Möglichkeiten in der Kreativbranche. In über 25 Jahren Berufspraxis hat Hassan all diese Umbrüche im Gefolge der Digitalisierung hautnah miterlebt. Sein Fazit: „Ich bin insgesamt froh, dass sich die Technik so weiterentwickelt hat, denn das erleichtert uns die Arbeit ungemein.“

Teile diesen Beitrag

Auch interessant

Datensicherung für Fotografen: die besten Lösungen zur Sicherung deiner wertvollen Bilder

Einleitung Für Fotografen ist der Verlust von Bildern gleichbedeutend mit dem Verlust von unbezahlbaren Erinnerungen und professionellen Werken. Daher ist...
weiterlesen

Astrofotografie: Eine Einführung

Einleitung Die Astrofotografie ist eine fotografische Sparte an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst. Sie bietet uns einen einzigartigen Zugang...
weiterlesen

Wirksam werben – mit Bildern von interessanten Gesichtern und spannenden Geschichten

Erfolgreiche Werbung ist kein Zufall, sie ist das Ergebnis gezielter Kundenansprache. Bilder spielen dabei eine ganz wesentliche Rolle: Sie vermitteln...
weiterlesen
1 2 3 19

Autor

Maximilian
Maximilian fotografiert seit er 12 Jahre alt ist und hat immer ein Auge auf die neuesten kreativen Trends.
Alle Rechte vorbehalten - FORCRE8TIVES 2023
cross